Frisch gebadet und in einen Bademantel gehüllt verließ das Libellchen das Badezimmer. Sie wollte sich gerade Kleidung aus dem Schrank holen, da wanderte ihr Blick zum Balkon. Sie hatte ja noch gar nicht die Aussicht betrachtet. Also ging sie raus auf den Balkon und nun wußte sie warum es hier so ruhig war. Ihr Zimmer war auf der Seite des Himmels. Sie stand auf dem Balkon und sah nur blauen Himmel und weiße Schäfchenwolken. Und hin und wieder einen schlafenden Amor. Eine tiefe Zufriedenheit breitete sich in dem Libellchen aus. Ein göttlicher Ort.
Ihr Zimmer mußte direkt über dem Eßzimmer sein. Eßzimmer, Hunger! Der Magen des Libellchen knurrte. Sie zog sich rasch an und machte sich auf den Weg. Sie trat vor die Tür und erstarrte. Sie blickte Pandora genau ins Auge. Nicht das Pandora Augen hatte. Wie? Sie orientierte sich. Rechts von ihr war die eine Wendelrampe und der genau gegenüber war die 2. Sie befand sich auf einer runden Galerie wo unzählige Türen weggingen. Vor ihr war ein Geländer, damit sie nicht hinunter stürzen konnte. Und in der Mitte stand Pandora. Gestern war ihr gar nicht aufgefallen daß der 1. Stock rund war. Sie war so fasziniert gewesen von Pandora, daß sie nichts anderes mehr gesehen hatte, als sie die Halle betreten hatte.
Sie lächelte die Sonnenblume an und machte sich auf den Weg zur Wendelrampe. Wie sollte sie die bloß runter gehen ohne auszurutschen? Wie war sie da gestern eigentlich hoch gekommen? Sie stellte ihren Fuß auf die Rampe und merkte, daß sie festen Stand hatte. Die Rampe sah glatt und rutschig aus, doch sie war es ganz und gar nicht. Das Libellchen lächelte und ging festen Schrittes nach unten. Als sie die Küche betrat, roch sie es. Frühstück!P
MagdaLena hatte alles aufgetischt was das Herz begehrte. „Guten Morgen meine Liebe! Ich hoffe du hast gut geschlafen.“ MagdaLena war herzlich und fröhlich. Libellchen war ja eigentlich ein Morgenmuffel, aber diese Fröhlichkeit steckte einfach an. „Setz dich und bedien dich.“ Das ließ sich das Libellchen nicht zweimal sagen. Sie hatten einen riesigen Hunger.
Nach einer Viertel Stunde war sie satt. „Und was hast du heute mit mir vor?“ Das Libellchen war bereit für neue wunderbare Orte. „Als erstes würd ich gern von dir wissen was du gesehen hast als du zu der Lichtung gekommen bist.“ Ach ja die Lichtung. Mit der kleinen Hütte in der Mitte. „Meinst du die Hütte auf der Lichtung?“„Nein ich meine bevor du die Lichtung betreten hast.“ Das Libellchen überlegte. „Ich folgte dem Pfad und auf einmal stand ich vor einer Mauer. Ich konnte keinen Durchgang finden und da dachte ich, ich müßte den ganzen Weg wieder retour gehen.“ „Und was hast du dann getan? Wie hast du dich gefühlt?“ „Ich hab mich hingesetzt, an die Mauer gelehnt und hab meine Jause ausgepackt. Ich war traurig, weil ich gehofft hatte daß es dich wirklich gibt, und ich war enttäuscht. Wieso?“
„Weil jeder Mensch der hier her kommt, etwas anderes sieht. Bevor man mich findet, findet man zuerst sein Problem.“ Man findet sein Problem. Ihr Problem war eine Mauer? Das Libellchen grübelte über die Worte von MagdaLena. Sie spürte den forschenden Blick der Berghexe. Was erwartete sie jetzt von ihr. Das sie ihr Problem selbst lösen sollte oder was? „Heißt das, dass mein Problem eine Mauer ist?“ “Naja, ich würde sagen daß du auf jeden Fall eine Mauer aufgebaut hast. Die Frage ist nur gegen wen oder was? Aber das finden wir noch raus.“ Da fiel dem Libellchen noch was ein. „Als ich das Gefühl hatte, nicht mehr weiter zu können, hab ich meine Jause ausgepackt, und hab zu essen begonnen. Das kenn ich schon von mir, ich weiß ich bin ein Frustesser. Kannst du mir helfen, das abzustellen?“
„Was hältst du davon wenn ich dir helfe, dass du dich selbst magst, und lernst mit Niederlagen besser umzugehen, so dass Frust gar nicht mehr aufkommt?“ „Das gefällt mir noch besser!“