Kommunikation war nicht gerade Libellchens Stärke. Sie war zwar recht gut beim Ausformulieren, aber sobald es darum ging, den Mund aufzumachen und mit anderen Menschen zu kommunizieren, hatte sie ein mehr oder weniger großes Problem. Kleiner war das Problem bei Menschen die sie kannte und in kleinem Kreis. Doch zum Beispiel eine Vortrag halten, war eines der schlimmsten Dinge die sich vorstellen konnte. Ihr Chef wollte ihr da ein wenig unter die Arme greifen und schickte sie auf ein Rhetorik Seminar.
In 3 Tagen musste sie 9 Vorträge halten. Teilweise in der Gruppe, teilweise alleine und einmal sogar mit Videoaufzeichnung. Die Hölle konnte nicht schrecklicher sein! Sie war tausende Tode gestorben in den 3 Tagen. Spätestens wenn sie nach vorne ging für den ersten Vortrag des Tages, hatte sie ihre Bluse nass geschwitzt. Als sie vom Seminar zurück in die Arbeit gekommen war, hatte sie ihren Chef angefleht, so etwas nicht noch mal machen zu müssen.
In kleinen Gruppen, wenn es um Themen ging, wo sie sich auskannte, hatte sie dafür kein Problem. Bei Prüfungen wiederum musste sie sich 100% sicher sein die richtige Antwort zu kennen, sonst verstummte sie komplett. In Beziehungen wiederum hatte sie es nie geschafft zu sagen was sie wollte. Erst bei dem süßen Typen, hatte sie es geschafft, auch ihre Wünsche und Bedürfnisse auszuformulieren.
„Weißt du das Geburtsdatum des süßen Typen?“ „Ja sicher.“ erwiderte das Libellchen. Natürlich wusste sie das Geburtsdatum ihrer großen Liebe! Die beiden waren mittlerweile im Haus angelangt und MagdaLena führte sie in den ersten Stock zu einem Raum den sie noch nicht kannte. Sie traten hindurch und standen im Chaos. Ein Schreibtisch überladen mit Ausdrucken, Listen, 2 schwarzen Katzen, und noch vielem mehr. Doch sie waren nicht am Ziel. Mitten im Raum war eine Wendeltreppe die MagdaLena gerade erklomm. Das Libellchen folgte ihr auf dem Fuß. Oben angekommen war noch mal ein Schreibtisch mit einem Computer. „Willkommen in meinem Heiligtum!“ Sie waren offensichtlich im Büro der Berghexe.
„Okay, sag mir sein Geburtsdatum.“ Das Libellchen sagte ihr das Datum und beobachtete was sie da tat. Sie verstand zwar nur Bahnhof aber es sah sehr professionell aus. Auf einmal ratterte der Drucker hinter ihr und spukte 3 Zettel aus. Auf dem ersten stand ihr Name, auf dem zweiten stand „süßer Typ“ und auf dem dritten stand „Libellchen – süßer Typ“. Die 3 Grafiken sahen total unterschiedlich aus. „Und was sagt mir das jetzt?“ MagdaLena nahm die 3 Zettel und breitete sie auf dem Schreibtisch aus.
„Also. Die weißen Zentren sind die offenen. Dies hier ist das Kommunikationszentrum. Und siehst du welche Farbe es hat wenn du mit deinem süßen Typen zusammen bist?“ „Braun. Aber was heißt dass?“ „Das heißt, dass er dir dein Kommunikationszentrum zumacht. Wenn er in deiner Nähe ist, dann kannst du Dinge kommunizieren, wo du dir wenn du alleine bist, sehr schwer tust.“ Da viel dem Libellchen noch was auf. „Welches ist das Zentrum ganz unten, das hat auch eine andere Farbe wenn er bei mir ist?“ „Das ist das Wurzelzentrum!“ „Das wo ich mir den Druck mache? Aber natürlich! In seiner Nähe habe ich mich immer so wohl gefühlt, und hatte nie Druck! Das ist ja fantastisch.“ Das Libellchen war begeistert.
„Das dürfte er auch so sehen, denn auch du machst ihm das Wurzelzentrum zu und du gibst ihm Kraft, die er sonst nicht hätte. Also er muss sich in deiner Gegenwart fühlen, als könnte er Bäume ausreißen!“
Doch das Libellchen hörte gar nicht mehr zu, sie war vertieft in die 3 so unterschiedlichen Grafiken. Am meisten faszinierte sie das Wurzelzentrum. Das hatte sowohl sie als auch der süße Typ offen. Doch zusammen machten sie es sich beide zu. War das eine Erklärung, warum sie sich so wohl beieinander fühlten?
© Libellchen, 2011