In Kontakt treten mit dem verlorenen Zwilling

Es gibt zahlreiche Methoden und Techniken, wie du dein ganz persönliches Thema mit einem – oder mehreren – noch vor der Geburt verstorbenen Geschwisterchen – heilen kannst – ich möchte dir hier von meinem Weg erzählen.

Wobei auch gleich dazu geschrieben – ich „arbeite“ jetzt schon bewusst seit fast einem Jahrzehnt an dieser Thematik – und es kommen noch immer wieder Themen hoch, wo ich dann wieder bissale nachjustieren darf 😉

Aktuell war es der Narzissmus Kongress, wo ich dann auch auf Videos stieß, die einen Zusammenhang mit alleingeborenen Zwillingen – oder Mehrlingen – berichteten – was ja dann wieder auch zu meiner eigenen Situation passt.

Das erste Mal begegnete mir die Thematik an einem Aufstellungswochenende, wo es bei fast allen KlientInnen darauf hinaus lief, dass sie einen – oder mehrere – bereits im Mutterleib verstorbenen Zwilling / Mehrling hatten.

Ich war damals nur als Repräsentantin mit dabei – und dachte mir nicht wirklich was dabei – obwohl ich mehrfach in der Rolle solcher nicht geborener Geschwister stand.

Dann gab es da diese eine = meine Aufstellung, in der der Aufstellungleiter meinte – da fehlt jemand – und einen jungen Mann zusätzlich rein holte, in dessen Armen ich mich dann weg heulte – ohne zu wissen, wer er war – bzw. hatte ich damals die Vermutung, dass es ein unehelicher Sohn meines Vaters wäre.

Und dann gab es da noch ein Ritual, welches ich mehrmals durch führte – wenn ich in duftendem warmen Schaumbad lag – stellte ich mir vor, dass meine beiden Brüder an meiner Seite wären – und es fühlte sich immer absolut warm und geborgen an.

Für alle, die meine Geschichte noch nicht kennen – ich hatte 2 reale Stiefbrüder aus 1. Ehe meiner Mutter – der jüngere der beiden starb 1971, als ich 13 war – der ältere starb 2008 – dem Jahr meiner letzten Scheidung – seit dem ich auch alleine lebe.

Erst geraume Zeit später fügte sich das Puzzle fast wie von selbst zusammen.

Zuerst die Erkenntnis, dass die Aussage meines Vaters – der bei meiner Geburt der Hebamme assistieren musste – wörtlich zu nehmen sein könnte – „Er wollte kein weiteres Kind mehr, weil das EntSorgen der Nachgeburt war so grausig – es war fast so, als ob das ein weiteres Kind gewesen wäre.“

Was, wenn es das aber auch wirklich war?

Ein kurz vorher verstorbener Zwilling?

Ab dem Zeitpunkt dieser Erkenntnis habe ich mich intensiver damit beschäftigt – und es passten ja auch viele der Zugangshinweise, woran man erkennen kann, dass man ursprünglich nicht allein geplant – und im Mutterleib angelegt – war:

  • Depression
  • Panikattacken
  • Schuldgefühle
  • Rettersyndrom
  • starke Eifersucht
  • Co Abhängigkeiten
  • unerklärliche Ängste
  • unbestimmte Sehnsüchte
  • starkes Kontrollbedürfnis
  • nachhaltige Verlustängste
  • Ängste vor dem Alleinsein
  • mangelndes Selbstwertgefühl
  • die Sehnsucht nach Bindung und die gleichzeitige Furcht vor zu viel Nähe 

Das Offensichtliche – wenn ein Embryo im Mutterleib stirbt – dann fehlt dem Überlebenden etwas – etwas, was seit Anbeginn des Seins immer da war – und zwar ganz nah – sozusagen unmittelbar Teil des Ganzen war.

Und diese Sehnsucht nach dem Gegenüber kann Zeit des darauf folgenden realen Lebens anhalten und andauern. Das ist der eine Punkt, warum Alleingborene oftmals etwas anders ticken als „echte Einzelkinder“.

Dann kommen oftmals eben noch eventuelle Schuldgefühle dazu, weil man überlebt hat – möglicherweise eben – auf Kosten des Zwillings oder der Mehrlinge.

Und die Panikattacken – und ähnliches – können unter anderem daraus resultieren, weil der überlebende Teil möglicherweise geraume Zeit mit dem bereits verstorbenen Zwilling / Mehrling im Mutterleib verbringen musste.

Das würde auch einige typische Hauterkrankungen erklären.

Noch ein wichtiges – allgemeines Detail – worauf mich erst vor einiger Zeit Annett Petra Breithaupt in der InterviewReihe 2022 gebracht hat:

Wenn ein Embryo stirbt, ver.ändert sich auch der Hormonhaushalt der Mutter, weil sich der Körper wieder auf „Normalfunktion“ umstellt – und es kann bis zu 2 oder 3 Tage dauern, bis er checkt, dass da noch etwas lebt im Mutterleib – und wieder auf „schwanger“ umschaltet.

Jetzt ist aber in dieser Zeit der überlebende Embryo im absoluten Überlebenskampf, weil alle wichtigen Reserven aufgebraucht werden – und es in diesen ersten Monaten der Schwangerschaft auch absolut keine Chance auf irgendwas hast – ausser durch zu halten.

Das war nur ein kurzer Auszug dessen, worum es bei dieser Thematik geht – oder eben gehen kann – kommen wir zu meinem Weg der Heilung.

Da ich ja selbst Aufstellungsleiterin bin – naja, früher war – seit ich wieder in unselbstständige Jobs zurück ging nach meiner letzten Scheidung – leite ich keine realen Familienaufstellungen mehr – aber ich nahm immer wieder gerne an Aufstellungswochenenden von 2 lieben Kollegen teil – sind mir die ganzen Rituale bewusst.

Wobei – ich muss noch etwas dazu anmerken – zu meiner persönlichen Geschichte – mittlerweile gehe ich davon aus, dass wir zu dritt waren – der eine Bruder starb bei der mißglückten Abtreibung durch meine Mutter im 1. Drittel der Schwangerschaft.

Der 2. starb vor der Geburt – siehe Nachgeburt.

Was bei mir dann noch dazu kommt – verdeckt narzisstische Mutter, die mich als schwarzes Schaf empfand – weil ich ihre GoldJungen irgendwie beschmutzte – oder was auch immer – möglicherweise resultiere ich ja sogar aus einen Mißbrauch eines Verwandten, während mein Vater 8 Monate auf Expedition war.

Als der eine ihrer GoldJunge nach seiner Hochzeit nicht mehr „nach Hause“ kam – und der andere dann starb – war ich überhaupt nur mehr Luft für sie – ein notwendiges Übel – und sie hat mich das auch bis zu ihrem Tod, 2015, immer wieder spüren lassen.

Was jetzt bedeutet – ich hatte nicht nur mit dem alleingeborenen Drilling zu kämpfen – sondern auch mit der verdeckt narzisstischen Mutter und deren lieblosen Aktivitäten mit gegenüber.

Das Problem an den Sachen war, dass mir niemand glaubte – alle sahen die liebe alte Frau, die sich doch so sehr bemüht, immer allen alles recht zu machen – und alle glaubten, dass ich da irgenwie übertreibe und/oder überreagieren würde.

Bis zu der einen Aufstellung, als dann die Repräsentantin meiner Mutter da stand – vollkommen kalt und gefühllos und ungerührt, während es mir immer schlechter ging – und letztendlich bat, ausgetauscht zu werden, weil sie so etwas noch nie erlebt hat – und das einfach auch nicht aushielt.

Damals wurde der erste bewusste Schritt in eine heilsame Richtung gesetzt – der Aufstellungsleiter nahm die Repräsentantin meiner Mutter zur Seite – und stellte alle weiblichen Repräsentantinnen auf, damit sie mich unterstützen – und die Liebe der Ahninnen endlich zu mir fliessen konnte.

Das einmal zu spüren – wirklich gestützt zu werden – warme Hände auf meinem Rücken zu fühlen – von Frauen, denen ich nicht egal war – sondern die mich wahr nahmen – und mir auch alles Liebe wünschten – von ganzen Herzen.

Ich hole mir das immer wieder her, indem ich seither immer mit 2 Decken schlafen – eine zum kuscheln – und eine zum wärmen – dieses Anschmiegen und Anlehnen – dieses gestützt werden – ist ein unendlich befreiendes Gefühl.

Dann eben das Ritual im warmen Badewasser – das sich bewusst machen, dass es da noch 2 Seelen gibt, die mich von Beginn an begleiteten – und die noch immer Teil von mir sind – seit der Erkenntnis ist mir auch bewusst, dass es damals nicht meine Stiefbrüder waren – sondern eben meine beiden im Mutterleib verstorbenen Geschwister.

Was für mich auch ganz wichtig war – und ist – war das bewusste Aufarbeiten der Schuldgefühle – zuerst konnte ich die lösen, die mir meine Mutter jahrzehntelang eingeredet hat – und dann begann ich, mich den anderen zu stellen:

Jenen Schuldgefühlen, dass ich die Abtreibung überlebt hatte – und mein Bruder dabei gestorben ist – das war jetzt teilweise heftiger – aber im Prinzip hab ich mir bewusst gemacht, dass er sich für mich geopfert hat – und ich deshalb – auch ihm zur Ehre und zum Andenken – etwas aus meinem Leben machen sollte.

Das kommt aus der Aufstellungsarbeit – dieses – wir sind dazu aufgerufen, dass es gut weiter geht – und dass die, die sich geopfert haben, nicht unnötig gestorben sind. Wenn wir – ihnen zum Andenken – unser Leben glücklich und zufrieden gestalten, dann sind sie nicht „umsonst“ gestorben.

Wobei das für mich auch bedeutet, dass ich jetzt nicht reich und berühmt werden muss – sondern wirklich mein Leben so leben soll und darf, wie es für mich angenehm ist – und zwar wirklich für mich.

Ich hatte über 50 Jahre ums Überleben gekämpft – möglicherweise resultierend aus der Abtreibung damals – als es wirklich um mein Überleben ging – und wenn es mir eigentlich gut gegangen wäre, habe ich mir wieder irgendwas eingefangen, damit dieser Überlebenskampf wieder aufflammen konnte.

Auch das war wichtig, mal zu reflektieren – und es mir bewusst zu machen – ich brauche nicht mehr kämpfen – ich hab schon so viel erreicht in meinem Leben – ich darf jetzt auch mal ent.spannen und faul abhängen – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

Ich verrate meine Brüder nicht, wenn ichs mir gut gehen lasse – ganz im Gegenteil – ich danke ihnen auch dadurch für ihr Opfer, indem ich mich selbst nicht mehr stresse und fertig mache.

Du siehst schon – die Heilung kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden – bei mir geht es immer auch ums Verstehen – ums verstandesmäßige Aufarbeiten – und auch ums körperliche Fühlen dessen worum es wirklich geht.

Und auch das Erkennen, dass kein realer Mensch in meinem Leben mir das geben kann, was mir meine ungeborenen Brüder gegeben hatten, solange sie noch bei mir waren.

Bild von congerdesign auf Pixabay

2 Comments

  1. Ich hatte als (Einzel-)Kind ein sehr merkwürdiges Ritual und bestand täglich auf der Ausführung. Den Sinn kann ich mir bis heute nicht erklären. Auch meine Mutter wusste es nicht.

    Jeden Abend ließ ich mich unter meiner Bettdecke ganz fest in eine normale Unterdecke (Hals bis Füße, einschließlich der Arme) wickeln, so dass ich völlig bewegungslos war. Dann versuchte ich durch Hin- und Herbewegen, die wollene Unterdecke zu lockern.
    Das dauerte gefühlt ewig, bis diese Unterdecke so locker war, dass ich die Arme darüber bringen konnte. Dabei hatte ich Todesangst, dass ich gefangen bleiben müsste und es nicht schafften würde, aus der Unterdecke herauszukommen.

    Im Tagebuch meiner Mutter – sie hatte es für mich angelegt – las ich, dass ich ihr das Gebären (zu Hause mit Hebamme) leicht gemacht hätte. Allerdings sollte ich bereits am 22. Juli 1948 zur Welt kommen, habe das jedoch erst am 06. August geschafft. Vielleicht ist diese Verzögerung der Grund meines abendlichen Befreiungs-Rituals?

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    1. Ich hab grad mega Gänsehaut – klingt irgendwie nachvollziehbar.

      Und es erinnert mich irgendwie an einen Vorfall als ich noch ganz klein war – und ich mich zwar nicht erinnern kann – aber das Gefühl kam auch später immer wieder mal – bis ich mich an die Geschichte erinnerte, die meine Eltern auch immer wieder mal erzählten – dass mein Großvater – als er über die Brücke zwischen unseren beiden Orten fuhr – mit mir damals im Wickelpolster – von einem Auto agefahren wurde.

      Mehr hatten sie nie erzählt – aber irgendwann wurde mir bewusst, dass ich möglicherweise Gefahr lief, nicht nur raus – sondern auch runter zu fallen von der Brücke – in die tosenden Fluten der offenen Wehr – hat mir dann auch erklärt, warum ich auf so metallischen Bahnübergängen immer Panikattacken bekam – oder wenn ich sonst wo oben stand, wo es steil runter ging.

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