Meine systemische Sicht auf verstorbene Geschwister

Und zwar speziell auf jene, die bereits im Mutterleib – also noch vor der Geburt – von uns gegangen sind – und aus meiner eigenen Erfahrung mit dem Thematiken von systemischen Verstrickungen in Anlehnung an Bert Hellinger.

Eins noch vorweg – ich habe 2000 eine Ausbildung zum Aufstellungsleiterin begonnen – alle Seminare und Assistenzen absolviert – aber nie eigene Schulungen dazu angeboten – allerdings einige Jahre lang selbst Aufstellungen geleitet – und war speziell bei 2 Kollegen immer wieder als Repräsentantin – und fallweise Klientin – bei AufstellungsWochenenden mit dabei.

Ganz zu Beginn der Ausbildung gab es eine Übung, wo wir uns unsere unmittelbare Herkunftsfamilie als Sesselkreis – und teilweise mit A4-Blättern mit den Namen drauf – in der richtigen Reihenfolge aufstellen mussten – einfach nur, um uns bewusst zu machen, an welcher Stelle in der Familie wir stehen.

Dabei hatte ich schon mein 1. Aha-Erlebnis, weil ich mich jahrelang als Einzelkind gefühlt hatte, nachdem

  • mein älterer Stiefbruder jeglichen Kontakt zu unserer Mutter abbrach nach seiner Hochzeit – als ich ca. 8 war
  • mein jüngerer Stiefbruder starb als ich 13 war

Aber es gab sie schon vor mir – sie stehen vor mir in der GeschwisterReihenfolge – und sie mussten auch wieder mal gesehen werden – also mal wieder bewusst wahr genommen werden, dass da schon 2 Brüder vor mir waren – und ich daher nicht die Einzige – sondern nur die Jüngste bin.

Jahre später erfuhr ich, dass mein Vater möglicherweise ein uneheliches Kind hat, was in etwa so alt wäre wie mein älterer der beiden Stiefbrüder. Es dauerte dann allerdings noch einige Zeit, bis ich mir anschaute, welche Auswirkungen das jetzt auf mich hat – aus systemischer Sicht – und kam drauf, der Bruder betrifft mich nicht sonderlich, aber ….

Ich war identifiziert mit dieser Frau, die Platz gemacht hatte, damit mein Vater meine Mutter kennen lernen konnte – und damit die beiden mich zeugen konnten – und von daher war es für mich dann wichtig, ihr auch einen Platz in meinem Familiensystem ein zu räumen.

Was zu diesem Zeitpunkt dann auch „passierte“ – mein Hass auf meine Mutter wurde erträglicher – es war also nicht nur mein Hass, den ich jahrzehntelang mit mir herum getragen hatte – sondern auch der Hass dieser Frau auf die, die danach kam – und mit ihm das Kind haben konnte, was er ihr verwehrt hatte.

Ob dieser Bruder jemals das Licht der Welt erblickte weiß ich nicht – ich musste meinem Vater versprechen, dass ich es nicht erforsche – offensichtich hatte er große Angst davor, zu erfahren, dass er einen Sohn hätte, den er sich immer sehnlichst gewunschen hatte – und ihn aber verlor, bevor er überhaupt auf der Welt war.

Die Geschichte erzählt, dass diese Frau von meinem Vater schwanger war – und er das Kind nicht wollte – daher war sie nach Tirol ausgewandert – und er hat nie wieder was von ihr gehört – und auch nicht, ob das Kind je geboren wurde – aber er war überzeugt, dass es (s)ein Sohn war – der Sohn, den er nie wirklich hatte.

Und dann war da die eine Aufstellung – mit mir als Klientin – und der AL stellte meinen Vater und meine Mutter und mich – und meinte dann nach der ersten Fragerunde an die Repräsentanten meiner Eltern – „da fehlt jemand“ – und holte einen jungen Mann rein, der sofort auf meinen Vater zu ging – und mein Vater wich zurück – ich dachte damals, dass dies dieser Sohn sei – den er nie kennen gelernt hatte.

Rückblickend – also aus heutiger Sicht – könnte ich mir durchaus auch vorstellen, dass dies die Abneigung gegen diese meine Nachgeburt bei meiner Geburt war – weil er ja immer wieder meinte – das war so grausig, fast, wie ein zweites Kind.

Und es würde auch wesentlich besser zu meiner emotionalen Befindlichkeit passen, weil ich lag heulend in seinen Armen und wollte ihn gar nicht mehr gehen lassen – und da war das erste Mal in meinem Leben diese Geborgenheit – dieses – sich schon ewig kennen – die Vertrautheit und Verbundenheit.

Wir hatten damals dieses übliche Ritual gemacht – indem ich ihm sagte

  • ich sehe dich jetzt
  • du gehörst dazu
  • bitte schau freundlich auf mich, wenn ich jetzt mein Leben lebe
  • auch dir zur Ehre und zum Andenken.

Allerdings war es – für mich – zu wenig – ich musste zuerst auch noch erkennen, dass es gar nicht dieser Bruder war – sondern mein Zwilling – oder eben beide Brüder, die noch im Mutterleib von mir gegangen sind – weil er/sie jetzt auch einen energetischen Platz in meinem Leben haben.

Erst jetzt „sehe“ ich sie wirklich – als Teil von mir – und nicht als uneheliches Kind meines Vaters, zu dem ich eigentlich keinen Bezug hatte und habe – vor allem auch, da ich mittlerweile auch nicht mehr sicher bin, ob mein Vater wirklich mein leiblicher Vater war – von daher ist auch auch stimmig, dass sein Sohn keinen Einfluss auf meine Befindlichkeit hat.

Energetisch stehen meine beiden vor der Geburt verlorenen Brüder neben mir – nicht ganz – bissale nach hinten versetzt – so als Stütze und Abschirmung gegen alles, was da von hinten auf mich zukommen könnte – sie halten mir sozusagen den Rücken frei.

Und ich stelle sie mir immer wieder vor – bzw. spüre ich sie auch – wenn es mir mal nicht gut geht – wenn ich ent.spannt in der Badewanne liege – immer, wenn ich jemanden um mich brauche – sie sind immer da – sie begleiten mich – und – sie beschützen mich.

Bild von Jenő Szabó auf Pixabay

Hinterlasse einen Kommentar